• Becker: Die Pfalz und die Pfälzer (1858)

August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer

«Nun fahren wir direkt mit der Eisenbahn nach Schifferstadt, wo die Speyerer Zweigbahn sich der von Ludwigshafen nach Neustadt anschließt. Diese Zweigbahn führt ständig durch den Wald am Rehbach. Wieder ins offene Ackerland kommend, erreichen wir Schifferstadt, ein reiches Dorf von 3570 Einwohnern. Die überaus flache, sandige Landschaft bietet keine besonderen Reize; desto besser ist sie bebaut, und der Blick nach der westlich sich hebenden Haardt ist sogar schön.

Die Gemarkung von Schifferstadt ist ungemein reich an Altertümern. Graburnen, römische Gefäße und Ringe werden stets beim Bebauen des Landes gefunden. Der bedeutendste Fund ist jedoch der des goldenen Hutes im Jahre 1835, mit einem Gewichtswert von 499 Gulden, den die königliche Akademie in München von dem glücklichen Landmann um 650 Gulden erstand, so daß er nun die Zierde der dortigen vereinigten Sammlungen ausmacht. Einige Gegenstände von Bronze wurden auch gefunden.

Schifferstadt lag früher am Rhein, der jetzt anderthalb Stunden weiter östlich vorüberrauscht. Der Rehbach fließt hier durch zur Rebhütte, einem Belustigungsort an der Wormser Straße. Bei Schifferstadt treten wir erst in das eigentlich pfälzische Tabakland ein, das all diesen Orten den größten Wohlstand verschafft hat. Weit überwiegend ist hier der Anbau dieser Handelspflanze auf der sandigen Fläche, welche die Strecke zu beiden Seiten des Rehbaches überdeckt. Außerdem wird noch besonders die der Pfalz eigentümliche Färbepflanze Krapp gebaut, und so birgt dieser sandige Boden, dem man am allerwenigsten irgendeinen Reichtum zutrauen sollte, Schätze in seiner Tiefe und auf seiner Oberfläche. Große Summen gehen jetzt für den Tabak ein, da sich das Gewächs und seine Behandlung von Jahr zu Jahr vervollkommnet.»

Aus August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer. Bearb. von Oskar Bischoff. – Neustadt/Weinstraße, 1975, S. 89-90. (1. Aufl. der Originalausg. 1858.)